Hannes Wader
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Alle Meine Freunde

Hannes Wader


Alle meine Freunde haben es zu irdendwas gebracht,
der erste hat eine nette Frau, die ihm des Morgens die Eibrote macht.
FrĂĽher habe ich ihn oft auf ein Bier
aus seinem Hause gelockt,
heute bringt ihn nichts mehr vor die TĂĽr,
wenn er in seinem Sessel hockt.
Seine Frau kocht gut und adrett sieht sie aus
Und pflegt mit Haarspray ihre Frisur,
so behält sie Facon, hart wie Beton,
da ĂĽberlebt keine Laus.



Meinem Mädchen flattert das Haar,
wenn ich puste um sein Gesicht,
eine, die mir den Kamm aus der Butter nimmt,
fand ich bisher noch nicht.

Der zweite hat seinen festen Platz
In der StraĂźe am Landwehrkanal,
als zwanzigster in einer Reihe von Leuten,
die zum Wochenende mal
eben ihren Wagen polieren,
liegt vor seinem Auto auf dem Bauch,
kriecht auf allen Vieren.
Und die anderen neunzehn, die buckeln auch,
zwei von ihnen sitzen im Dreck
und reden von der Autobahn,
von Anhaltermiezen und Liegesitzen
und der neuesten Schramme am Heck.



Und ich liege faul in der Sonne und schneide
Fratzen ĂĽberm Wasser, denke daran,
mir eine Radkappe zu besorgen,
in der ich mich spiegeln kann.

Der dritte steht mit ’nem goldenen Kettchen
am Handgelenk vorm Bahnhof Zoo.
Dort trifft er sich hin und wieder
Mit seinesgleichen auf dem Klo.
Er plant, all sein erliebtes Geld in GrundstĂĽcken anzulegen,
er will, so hat er erzählt,
fĂĽr sich und seine Kollegen,
schöne Herrentoiletten bau’n,
so als Stätten der Zuflucht gedacht,
wo er sicher sei vor der Polizei
und besonders vor den Frau’n.

Und ich armer Hund bin anders herum,
würde bei dem Job längst verhungert sein,
doch dafür kenne ich ein Mädchen,
das lädt mich oft zum Abendbrot ein.

Nur der vierte findet nie den Dreh,
er stand mal vor Jahren ganz allein
vor dem Droschkenplatz in Halensee
in der Hand ein Schild " Todesstrafe NEIN" .
Es half ihm keiner der Passanten,
als man ihm das Schild um die Ohren schlug,
von Taxifahrern und alten Tanten
verprügelt, aber längst nicht genug.
Jetzt ist er Soldat, da kriegt jeder sein Fett,
wer’s Maul nicht halten kann.
Ich fragte, wie’s ihm geht, er hat durchgedreht,
liegt im Bundeswehrlazarett.

Und ich bring ihm morgens eine TĂĽte voll Obst,
ich glaube, dass man jetzt mit ihm reden kann,
dann machen wir zwei eine Kneipe auf
und fangen ein braves Leben an.

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