Gerhard Gundermann

Gras

Gerhard Gundermann


als wir endlich gross genug warn
nahmen wir unsere schuh
die bemalte kinderzimmertür
fiel hinter uns zu
vater gab uns seinen mantel
und sein blauen hut
mutter gab uns ihre tränen und
machte uns ein zuckerbrot

ref.:
immer wieder wächst das gras
wild und hoch und grün
bis die sensen ohne hass
ihre kreise ziehn
immer wieder wächst das gras
klammert all die wunden zu
manchmal stark und manchmal blass
so wie ich und du

als wir endlich alt genug warn
stopften wir sie in den schrank
die allzuoft geflickten flügel
und gott sagte gott sei dank
und nachts macht diese stadt
über uns die luken dicht
und wer den kopf zu weit oben hat
der findt seine ruhe nicht

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